Tätigkeitsbericht 2017 - Missbrauchsthemen e.V. LV Hessen
von Udo Gann 10.1.2018
Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
dieser Text wendet sich an alle Spender, Förderer, Freunde und Mitglieder des Vereins Missbrauchsthemen e.V.
Fazit unserer Arbeit
Alle geplanten Vorhaben für das Jahr 2017 wurden realisiert. Die Finanzierung war 2017 stabil. Die gesetzlichen Krankenkassen förderten den Verein mit einem hohen Betrag. Dadurch konnte unsere Arbeitskraft in erhöhtem Umfang für die inhaltliche Arbeit verwendet werden.
Nachfolgend ein Überblick über die einzelnen Aktivitäten.
Gründung und Betrieb von Selbsthilfegruppen im Bereich sexueller Missbrauch/ Kindheitstrauma
Alle 7 bisherigen Selbsthilfegruppen laufen. Es gibt eine reine Männergruppe, eine reine Frauengruppe und 4 Gemischte Gruppen im Bereich Missbrauch. In allen Gruppen bestehen freie Plätze. Außerdem eine weitere Männergruppe, die sich mit spezifischen Männer - Gesundheitsthemen beschäftigt.
In 2017 haben sich rund 40 Personen für die Selbsthilfegruppen interessiert, wovon ca. 20 in die Gruppen gekommen sind und knapp 10 bis heute als Mitglieder geblieben sind. Die Relationen sind nicht ungewöhnlich und verlangen keine konzeptionellen Veränderungen. Das Attraktivste an den Gruppen sind die Erfahrungen ‚ich bin nicht allein‘ und ‚Trauma kann geheilt werden‘. Betroffene entwickeln die Kontrolle über sich selbst, sie sind nicht mehr Getriebene. Erfolgserlebnisse in dieser Art sind immer wieder eindeutig erkennbar und bestätigen den Sinn unserer Aktivitäten.
Lotsendienst
Pro Woche fanden durchschnittlich 2 ausführliche Termine statt. Es handelte sich sowohl um Mitglieder der vorhandenen Gruppen als auch um neue Interessenten für die Gruppen als auch um reine Einzelberatungen im Zusammenhang mit Kindheitstraumata.
Zu rund 20 Personen, die nicht in die Gruppen kommen, bestehen regelmäßige Kontakte.
Workshops
Im Jahr 2017 führten wir 11 Workshops zum Thema ‚Körperwahrnehmung‘ durch. Dies ist bislang ein Angebot für die Mitglieder der Selbsthilfegruppen, da Gesprächsgruppen allein nicht ausreichen, um die Traumafolgen zu bearbeiten. Außerdem dienen die Workshops zur Gewinnung neuer Gruppenmit-glieder. Nennenswerte Werbung für weitere Interessenten an den Workshops haben wir in 2017 allerdings nicht betrieben, da die monatlich stattfindenden Termine auch so ausreichend Teilnehmer hatten. Die Ausweitung der Termine auf mehr als einmal monatlich war aus Kapazitäts- und Raum-gründen erstmal nicht möglich. Dazu ist mehr logistischer Aufwand nötig als wir zunächst annahmen: Zwei weitere Co-Leiter und ein Leiter, außerdem die Anmietung von Räumen, nicht nur die Organisa-tion der Werbung und Durchführung. Außerdem hatten wir zwei Workshops mit fremden Referenten.
Gemeinsame Feste
Seit mehreren Jahren bereits gibt es gemeinsame Feste. Mitglieder und Ehemalige der Selbsthilfegruppen wie auch andere Vereinsmitglieder treffen sich 4-5 Mal im Jahr zum gemeinsamen Feiern. Meist nehmen 15-30 Personen teil und es entsteht ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Auch gemeinsames Feiern ist für traumatisierte Menschen nicht immer einfach. Man kann dabei selbst erkennen, wie gut man sich in Beziehungen zu anderen Menschen zurechtfindet. Und man kann auch feiern als Übungsfeld betrachten.
Homepage und Bibliothek
Die Homepage ist fertig und geht demnächst online. In 2018 werden wir die neuen Möglichkeiten der Homepage integrieren. Erster Teil ist die Bibliothek. Dafür werden als nächstes alle Bücher fotografiert mit Vorder- und Rückseite. Dadurch stehen nicht nur die Titel, sondern auch die Kurztexte der Rückseiten zur Verfügung.
Gemeinschaftliches Wohnen
Dieses Projekt ist neu entstanden. Es geht dabei darum, ein Wohnprojekt zu finden, wo sich Menschen unseres Vereins an gemeinschaftlichem Wohnen beteiligen können. Es gibt derzeit rund 10 Interessenten und wir engagieren uns bei der Entwicklung /Konzeption von drei verschiedenen Objekten gemeinsam mit einem Verein, der derartige Aktivitäten bereits seit Jahren betreibt. Bis es zu gemeinschaftlichem Wohnen tatsächlich kommt, werden vermutlich noch 2-3 Jahre vergehen.
Kuschelabende
Seit Sommer 2017 bieten wir Kuschelabende an. Kuscheln klingt harmlos, ist es aber für traumatisierte Menschen ganz und gar nicht. Noch viel mehr als Feste feiern (siehe dort) ist kuscheln etwas, was viele Mitglieder des Vereins nicht können, obwohl sie es sehr gerne würden, egal ob mit einem Partner zu zweit, oder in einer Gruppe mit verschiedenen anderen Menschen. Beim ‚Kuscheln‘ geht es um körperliche Berührungen, die wohlfühlend und entspannend sind, nicht um erotische Empfindungen. Wenn zwei oder mehr Personen in Körperkontakt nebeneinander liegen und sich streicheln (oder auch nicht) entsteht nach einiger Zeit ein Wohlgefühl, welches die Beteiligten im eigenen Gehirn automatisch produzieren, ohne sich anstrengen zu müssen.
Dennoch will oder kann die Mehrheit der Vereinsmitglieder dieses Angebot erst mal nicht gut annehmen. Es entstehen Ängste, Scham, Ekel und andere Emotionen bei Berührungen. Für die anderen Mitglieder ist es ein wundervolles Wohlfühl-Angebot.
Geschichten von Betroffenen
Texte von Betroffenen sammeln sich langsam weiterhin bei uns. Daraus soll ein Buchprojekt entstehen mit den Schwerpunkten ‚Probleme als traumatisierte Erwachsene‘ und ‚Maßnahmen, die heilen. Wir sind dabei, von einzelnen Mitgliedern des Vereins Texte zu sammeln, die 5-25 Seiten lang sein sollen. Sie werden zunächst auf der Homepage veröffentlicht und ersetzen nach und nach die dortigen Betroffenen-Geschichten.
Außenkontakte
Wir nahmen am Selbsthilfetag in Offenbach teil (in Frankfurt und Darmstadt fand in 2017 kein solcher einzelner Tag statt). Dabei entstanden interessante Gespräche mit Betroffenen und Interessierten.
Wir pflegten Kontakte zum UBSKM (Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bei der Bundesregierung) sowie insbesondere zu anderen Betroffenenorganisationen. Mehrere unserer Mitglieder beteiligten sich an den Interviews der Aufarbeitungskommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in Deutschland, die beim UBSKM organisiert ist.
Seit Sommer 2013 arbeitet Udo Gann in dem von der Bundesregierung gegründeten FSM (Fonds Sexueller Missbrauch) mit. Er engagiert sich dort in der Clearingstelle. Das ist die Entscheidungseinrichtung über die Unterstützungsanträge der von sexuellem Missbrauch Betroffenen.
Im Herbst 2017 hielt er einen Vortrag über sexuellen Missbrauch in der Familie in der VHS in Offenbach. Wir sind als Anlaufstelle für Interessenten an Selbsthilfegruppen immer leichter zu finden. Es gibt im Rhein-Main-Gebiet kaum andere Anbieter.
Und die Ausweitung der Angebote des Vereins macht sich durch eine größere Zahl von Mitgliedern bemerkbar, die sich längerfristig einbringen können.
Mit den besten Wünschen
Udo Gann
Missbrauchsthemen e.V., www.missbrauchsthemen.de, udo.gann@missbrauchsthemen.de
von Udo Gann 10.1.2018
Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,
dieser Text wendet sich an alle Spender, Förderer, Freunde und Mitglieder des Vereins Missbrauchsthemen e.V.
Fazit unserer Arbeit
Alle geplanten Vorhaben für das Jahr 2017 wurden realisiert. Die Finanzierung war 2017 stabil. Die gesetzlichen Krankenkassen förderten den Verein mit einem hohen Betrag. Dadurch konnte unsere Arbeitskraft in erhöhtem Umfang für die inhaltliche Arbeit verwendet werden.
Nachfolgend ein Überblick über die einzelnen Aktivitäten.
Gründung und Betrieb von Selbsthilfegruppen im Bereich sexueller Missbrauch/ Kindheitstrauma
Alle 7 bisherigen Selbsthilfegruppen laufen. Es gibt eine reine Männergruppe, eine reine Frauengruppe und 4 Gemischte Gruppen im Bereich Missbrauch. In allen Gruppen bestehen freie Plätze. Außerdem eine weitere Männergruppe, die sich mit spezifischen Männer - Gesundheitsthemen beschäftigt.
In 2017 haben sich rund 40 Personen für die Selbsthilfegruppen interessiert, wovon ca. 20 in die Gruppen gekommen sind und knapp 10 bis heute als Mitglieder geblieben sind. Die Relationen sind nicht ungewöhnlich und verlangen keine konzeptionellen Veränderungen. Das Attraktivste an den Gruppen sind die Erfahrungen ‚ich bin nicht allein‘ und ‚Trauma kann geheilt werden‘. Betroffene entwickeln die Kontrolle über sich selbst, sie sind nicht mehr Getriebene. Erfolgserlebnisse in dieser Art sind immer wieder eindeutig erkennbar und bestätigen den Sinn unserer Aktivitäten.
Lotsendienst
Pro Woche fanden durchschnittlich 2 ausführliche Termine statt. Es handelte sich sowohl um Mitglieder der vorhandenen Gruppen als auch um neue Interessenten für die Gruppen als auch um reine Einzelberatungen im Zusammenhang mit Kindheitstraumata.
Zu rund 20 Personen, die nicht in die Gruppen kommen, bestehen regelmäßige Kontakte.
Workshops
Im Jahr 2017 führten wir 11 Workshops zum Thema ‚Körperwahrnehmung‘ durch. Dies ist bislang ein Angebot für die Mitglieder der Selbsthilfegruppen, da Gesprächsgruppen allein nicht ausreichen, um die Traumafolgen zu bearbeiten. Außerdem dienen die Workshops zur Gewinnung neuer Gruppenmit-glieder. Nennenswerte Werbung für weitere Interessenten an den Workshops haben wir in 2017 allerdings nicht betrieben, da die monatlich stattfindenden Termine auch so ausreichend Teilnehmer hatten. Die Ausweitung der Termine auf mehr als einmal monatlich war aus Kapazitäts- und Raum-gründen erstmal nicht möglich. Dazu ist mehr logistischer Aufwand nötig als wir zunächst annahmen: Zwei weitere Co-Leiter und ein Leiter, außerdem die Anmietung von Räumen, nicht nur die Organisa-tion der Werbung und Durchführung. Außerdem hatten wir zwei Workshops mit fremden Referenten.
Gemeinsame Feste
Seit mehreren Jahren bereits gibt es gemeinsame Feste. Mitglieder und Ehemalige der Selbsthilfegruppen wie auch andere Vereinsmitglieder treffen sich 4-5 Mal im Jahr zum gemeinsamen Feiern. Meist nehmen 15-30 Personen teil und es entsteht ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Auch gemeinsames Feiern ist für traumatisierte Menschen nicht immer einfach. Man kann dabei selbst erkennen, wie gut man sich in Beziehungen zu anderen Menschen zurechtfindet. Und man kann auch feiern als Übungsfeld betrachten.
Homepage und Bibliothek
Die Homepage ist fertig und geht demnächst online. In 2018 werden wir die neuen Möglichkeiten der Homepage integrieren. Erster Teil ist die Bibliothek. Dafür werden als nächstes alle Bücher fotografiert mit Vorder- und Rückseite. Dadurch stehen nicht nur die Titel, sondern auch die Kurztexte der Rückseiten zur Verfügung.
Gemeinschaftliches Wohnen
Dieses Projekt ist neu entstanden. Es geht dabei darum, ein Wohnprojekt zu finden, wo sich Menschen unseres Vereins an gemeinschaftlichem Wohnen beteiligen können. Es gibt derzeit rund 10 Interessenten und wir engagieren uns bei der Entwicklung /Konzeption von drei verschiedenen Objekten gemeinsam mit einem Verein, der derartige Aktivitäten bereits seit Jahren betreibt. Bis es zu gemeinschaftlichem Wohnen tatsächlich kommt, werden vermutlich noch 2-3 Jahre vergehen.
Kuschelabende
Seit Sommer 2017 bieten wir Kuschelabende an. Kuscheln klingt harmlos, ist es aber für traumatisierte Menschen ganz und gar nicht. Noch viel mehr als Feste feiern (siehe dort) ist kuscheln etwas, was viele Mitglieder des Vereins nicht können, obwohl sie es sehr gerne würden, egal ob mit einem Partner zu zweit, oder in einer Gruppe mit verschiedenen anderen Menschen. Beim ‚Kuscheln‘ geht es um körperliche Berührungen, die wohlfühlend und entspannend sind, nicht um erotische Empfindungen. Wenn zwei oder mehr Personen in Körperkontakt nebeneinander liegen und sich streicheln (oder auch nicht) entsteht nach einiger Zeit ein Wohlgefühl, welches die Beteiligten im eigenen Gehirn automatisch produzieren, ohne sich anstrengen zu müssen.
Dennoch will oder kann die Mehrheit der Vereinsmitglieder dieses Angebot erst mal nicht gut annehmen. Es entstehen Ängste, Scham, Ekel und andere Emotionen bei Berührungen. Für die anderen Mitglieder ist es ein wundervolles Wohlfühl-Angebot.
Geschichten von Betroffenen
Texte von Betroffenen sammeln sich langsam weiterhin bei uns. Daraus soll ein Buchprojekt entstehen mit den Schwerpunkten ‚Probleme als traumatisierte Erwachsene‘ und ‚Maßnahmen, die heilen. Wir sind dabei, von einzelnen Mitgliedern des Vereins Texte zu sammeln, die 5-25 Seiten lang sein sollen. Sie werden zunächst auf der Homepage veröffentlicht und ersetzen nach und nach die dortigen Betroffenen-Geschichten.
Außenkontakte
Wir nahmen am Selbsthilfetag in Offenbach teil (in Frankfurt und Darmstadt fand in 2017 kein solcher einzelner Tag statt). Dabei entstanden interessante Gespräche mit Betroffenen und Interessierten.
Wir pflegten Kontakte zum UBSKM (Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bei der Bundesregierung) sowie insbesondere zu anderen Betroffenenorganisationen. Mehrere unserer Mitglieder beteiligten sich an den Interviews der Aufarbeitungskommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in Deutschland, die beim UBSKM organisiert ist.
Seit Sommer 2013 arbeitet Udo Gann in dem von der Bundesregierung gegründeten FSM (Fonds Sexueller Missbrauch) mit. Er engagiert sich dort in der Clearingstelle. Das ist die Entscheidungseinrichtung über die Unterstützungsanträge der von sexuellem Missbrauch Betroffenen.
Im Herbst 2017 hielt er einen Vortrag über sexuellen Missbrauch in der Familie in der VHS in Offenbach. Wir sind als Anlaufstelle für Interessenten an Selbsthilfegruppen immer leichter zu finden. Es gibt im Rhein-Main-Gebiet kaum andere Anbieter.
Und die Ausweitung der Angebote des Vereins macht sich durch eine größere Zahl von Mitgliedern bemerkbar, die sich längerfristig einbringen können.
Mit den besten Wünschen
Udo Gann
Missbrauchsthemen e.V., www.missbrauchsthemen.de, udo.gann@missbrauchsthemen.de